Sonntag, 22. Juli 2012

Die korrekte Wortwahl

Gerade habe ich einen Artikel zum Thema Inklusion in der Zeit gelesen. Der Artikel an sich ist jetzt gar nicht so wichtig (obwohl lesenswert!), jedoch zeigt sich hier ein Phänomen, was in Zeitungen immer wieder vorkommt – der Gebrauch des Wortes „taubstumm“.

Ich habe mich mal auf die Suche gemacht und das Wort „taubstumm“ bei Google eingegeben und dann verschiedene Namen von Zeitungen dahinter gesetzt. So gut wie jede Zeitung hat das Wort „taubstumm“ in Artikeln stehen. Unten findet ihr eine kleine Auswahl an Artikeln, alles Artikel aus den letzten zwei Jahren. 

Die Zeit:

Welt:

Spiegel:

Focus:

F.A.Z.

Dienstag, 17. Juli 2012

Sommercamp 2010 - feel the spirit!

Dieses Jahr gibt es ein besonderes Highlight in den Sommerferien, auf das ich mich sehr freue: Das Sommercamp! Und ein bisschen von meiner Vorfreude möchte ich gern teilen und euch heute etwas über das Sommercamp erzählen:

Die Burg Gemen in Borken
Das „Sommercamp“ ist ein alle zwei Jahre stattfindendes einwöchiges Ferienlager für 14-35jährige hörgeschädigte Menschen, das in Borken auf der Burg Gemen ist. Zu dem Sommercamp kommen die unterschiedlichsten Menschen mit den unterschiedlichsten Hörschädigungen, Regelschüler, Schwerhörige, Gehörlose, sogar welche aus der Schweiz und Österreich.

Das Programm ist sehr bunt und vielfältig, es gibt unterschiedliche Workshops an denen man teilnehmen kann, vom Bogenschießen bis zum Theaterspielen. Es gibt LBG und DGS Dolmetscher, Induktionsschleifen… es ist ein kleines Paradies, was die Hörbedingungen anbegeht. Das Sommercamp bedeutet mir sehr viel und warum das so ist und warum ich jedem hörgeschädigten Jugendlichen (oder Erwachsenen) empfehlen würde einmal dorthin zu reisen, das werde ich nun erzählen.

Ich war 15, als ich zum ersten Mal zum Sommercamp reiste. Vor zwei Jahren war mein Selbstbewusstsein eher niedrig, ich traute mir in Gruppen nicht sehr viel zu, ich hasste meine Schwächen in Verbindung mit der Hörschädigung. Ich gab mir, trotz vieler netter aufmunternder Worte die Schuld an der herrschenden sozialen Isolation in meiner Klasse.  Bei der offiziellen Begrüßung - selbstverständlich war in dem Raum eine Induktionsschleife ausgelegt - fing es schon an. Zwar saß ich nicht vorne, wie ich es eigentlich sonst immer machte, aber ich verstand trotzdem alles ganz wunderbar. Ein kleines warmes Gefühl machte sich in mir breit, als ich mich umsah und dachte, dass alle Menschen hier, ganz genauso wie ich waren.

Zum Glück (oder erstaunlicherweise) fand ich im Sommercamp sehr schnell Anschluss an eine Gruppe von Mädels und wir alberten abends herum, ärgerten uns darüber, dass wir noch die Kleinen waren und noch nicht mal in die Disco durften, kurz wir hatten wirklich jede Menge Spaß! Ich tauchte in dieses Leben ein und blühte auf. Aufgrund der sozialen Isolation, die ich in meiner alten Klasse erlebt hatte, war ich oft gehemmt und es fiel mir schwer locker zu sein. Immer war ich angespannt gewesen, darauf bedacht nichts zu verpassen und selten konnte ich mich entspannen und mich darauf konzentrieren Spaß zu haben. Beim Sommercamp war ich dann im gewissen Sinne viel mehr ich selber - ich machte mehr Witze, lachte viel und fühlte mich einfach wohl in meiner Haut. Ich lernte auch sehr viele, sehr nützliche Lektionen und hatte viele Aha-Momente

Im Sommercamp wurde ganz selbstverständlich auf die Hörschädigung Rücksicht genommen und ich erkannte, dass es keine große Mühe kostete zu wiederholen und sich auf den anderen einzustellen. Es war nicht belastend für mich oder die anderen und ich begriff, dass ich von den Hörenden auch ruhig mal etwas einfordern durfte, ohne mich meiner „Schwäche“ zu schämen. Und dass man vieles auch einfach ganz selbstverständlich machen kann, ohne großes Geschrei.

Und ich lernte, dass ich nicht allein war. Es gab so viele Jugendliche dort, die von den gleichen Problemen berichteten, von den gleichen Schwierigkeiten, von den Hindernissen, von den Sorgen, von den Ängsten, von der Wut und der Enttäuschung. Und natürlich hatte jeder schon so seine lustigen Missverständnisse gehabt und auch schon witzige Situationen erlebt. Jeder hatte seine Erfahrungen gemacht und die teilten wir miteinander, was jedem von uns half. Wir unterhielten uns viel über den Regelschulalltag und es war bedrückend zu sehen, dass ich mit meinen Schwierigkeiten und Nöten bei Weitem nicht die Einzige war. 

Ich gewann beim Sommercamp vieles an Selbstvertrauen wieder und ich gewann Freundinnen, mit denen ich heute noch Kontakt habe. Wir besuchen uns gegenseitig und nehmen dafür auch stundenlange Zugfahrten in Kauf. Es ist ein schöner Freundeskreis und ich bin sehr froh, dass ich ihn inzwischen habe.

Freitag, 13. Juli 2012

Disco und hörgeschädigt sein - passt das?

Der Himmel hat sich grau-gelb verfärbt, der Donner grollt, es regnet in Strömen, es ist Freitag der 13. und ich habe Sommerferien.... irgendetwas stimmt hier nicht! Ich glaube, das wird der verregnetste Sommer, den ich je erlebt habe. Wie schön, dass ich den Blog habe, dann habe ich auch etwas, was mich beschäftigt. Passend zum Freitagabend, wo ja alle Welt bekanntlich ausgeht, soll es heute um das Thema "Disco und Party als Hörgeschädigte" gehen.

Um eins mal direkt klar zu stellen - j
a, ich mag Partys! Ich mag es auszugehen, ich mag die Musik, die mir in den Ohren dröhnt. Ich bin 17 und natürlich gehe ich gern mit meinen Freunden aus. Ich mag die Discos, das Tanzen und die Menschenmengen… einfach dieses sich für einen Moment in der Musik verlieren und sich dem hämmernden Beat hinzugeben. Schließlich gehen auch Gehörlose oft gern in die Disco. Warum sollte das bei mir anders sein?

Natürlich wäre es am allerbesten, wenn ich mit Leuten ausgehen würde, die gebärden könnten. Das wäre perfekt. Meistens ist das aber nicht so. Das Schöne bei Partys ist es aber, dass es meist so laut ist, dass die Hörenden ganz automatisch auf die Kommunikation mit Händen oder Füßen ausweichen, mehr als sonst zumindest.


Willst du was trinken?“ funktioniert bei mir und auch „Ich geh mal eben nach draußen/aufs Klo“. Funktioniert auch. Wenn man sich allerdings darüber hinaus mit mir unterhalten will, kann es etwas kompliziert werden. Meist bin ich bei schwierigeren Gesprächen damit beschäftigt mir die ganze Zeit das zusammenzupuzzeln, was mein Gegenüber mir nun mitteilen wollte.  Ganz lustig wird es dann, wenn man mich etwas fragt und ich die Frage nicht verstehen kann und dann einfach mit dem Kopf nicke, was dann natürlich sehr intelligent aussieht… ;-)

Bei Partys in extrem lauter Umgebung kommt man bei mir mit dem „ins Ohr schreien“ nicht allzu weit. Besser ist es da, mich anzusehen und deutlich zu sprechen, so dass ich versuchen kann von den Lippen abzulesen.

Dennoch, so generell funktioniere ich ganz gut auf Partys, ich hoffe auch, dass es Spaß macht mit mir wegzugehen. ;-) Man kann mit mir kommunizieren und Gespräche führen, wie gesagt, allerdings mehr in der Richtung Smalltalk. Aber das kommt auch ganz auf die Umgebung auf, auf der Tanzfläche ist das schwieriger mit dem Verstehen, als in der Schlange vor dem Klo.

Aber wisst ihr, wichtiger ist für mich allerdings, dass ich mich mit den Leuten wohl fühle, dass es eben nicht ganz so wichtig ist, alles zu verstehen. Sich gegenseitig zuzulachen, während man einfach Spaß daran hat, gemeinsam zu tanzen, das funktioniert schließlich auch ohne Worte. Und flirten sowieso. ;-)

Jedoch merke ich auch, dass ich auch. dass so schön, wie Partys auch sind, so anstrengend können sie auch sein. Discos sind eine Sache, die sind schätze ich mal noch am einfachsten, wegen diesem hohen Lärmpegel, der für alle gleich ist und bei dem auch nicht jeder hörende Mensch gleich gut versteht. In einer Disco herrschen andere Gesetze. Anders sieht es dagegen bei Veranstaltungen aus, wo viele Menschen sind, aber nicht eine Atmosphäre, wie in der Disco herrscht - dazu gehören Privatpartys, Geburtstage, Grillpartys, ein Brunch, oder einfach ein Treffen mit vielen Freunden. Da wird das komplizierter und das ist ein Thema für sich.

Donnerstag, 12. Juli 2012

Derzeitiger Stand

So, ich war jetzt heute Nachmittag bei der Uniklinik und habe mir den Prozessor anders/neu einstellen lassen. 20 Minuten hin, 20 Minuten zurück, nur damit ich dann maximal 15 Minuten in diesem Zimmer saß und mir das CI habe einstellen lassen ... gut, dass die Hinfahrt zur Klinik nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der Kerl sich nicht sehr viel Zeit für mich nehmen wollte. Aber ist das im Krankenhaus nicht immer so? Dass man das Gefühl hat, es wird einem persönlich zu wenig Zeit gewidmet, dass man das Gefühl hat, man ist selber nur ein winziger Bestandteil in der ganzen Krankenhausmaschinerie? Bisschen surreal ist das schon, in der Klinik kommen und gehen die CI-Patienten und jeder von ihnen verlangt nach einem guten Hören. Für einen Akustiker mag ein CI Einstellung bloße Routine sein, für mich dagegen geht es darum schön und gut zu hören - für mich hängt also von einer guten Einstellung wesentlich mehr ab als für ihn. Verrückte Welt!

Egal, der Typ hörte sich also alles an, was ich zu sagen hatte und stellte dann ENDLICH diese lästige Einstellung aus, dass alles so schnell auf leise geschaltet wird. Dann fummelte er noch an einem bestimmten Frequenzbereich herum, wo ich sagte, dass der mir ganz schnell unangenehm wird. Ich kann das gar nicht so richtig beschreiben, es sind ein Bereich an tiefen Tönen, die schnell zu laut werden und dann ganz unangenehm klingen. Das wurde verändert und tja, dann war ich auch schon entlassen.

Also, wieder umstellen auf ein neues Hören, heißt es jetzt - aber ich muss sagen, insgesamt bin ich etwas positiver gestimmt, es hört sich alles gar nicht mal so schlecht an.Wenn es allerdings am Montag immer noch nicht gut ist, dann muss ich wohl wieder hin.

Heute Nachmittag rief mich noch meine beste Freundin an und wollte etwas quatschen. Ich habe das Telefonieren mit ihr versucht, bin aber leider gescheitert. Es hörte sich einfach alles noch zu schräg und blöd an und ich musste ständig nachfragen. Komisch, normalerweise kann ich stundenlang mit ihr telefonieren ... frustrierend ist es also schon, wenn man (noch) nicht die Dinge tun/hören kann, die man vorher konnte.

Dafür höre ich jetzt immer meinen Computer brummen ... war der immer schon so laut?! Jedenfalls geht er mir gründlich auf den Geist und ich kann nicht die ganze Zeit Musik nebenher laufen lassen, weil mich das Musikhören noch sehr anstrengt und mir Kopfschmerzen bereitet, aufgrund des veränderten Klangs.

Aber solche Dinge brauchen einfach ihre Zeit und ich bin sicher, es wird besser werden! :-)

P.S. Ich sehe, dass die Besucherzahlen hier doch zunehmen, was mich sehr freut... also an alle, die das hier vielleicht lesen, ich hoffe euch gefällt mein Blog ;-)
Lieben Gruß!

Der CP810 - ein Zwischenbericht

Wie man aus einem früheren Post herauslesen kann, war ich am Montag in der Uniklinik, wo ich den "CP810" bekommen habe und so den Wechsel vom Esprit 3G zu Nucleus 5 gerade erlebe. Jetzt ist es Donnerstag und heute darf ich wieder in der Klinik antanzen. Ich wünschte, ich könnte Euch Positiveres berichten, aber die Wahrheit ist, dass ich mich momentan unglaublich mit den Einstellungen des CP810 herumärgere. Ich bin es gewohnt, dass sich alles nach einer veränderten Einstellung etwas anders anhört und habe auch genügend Geduld, um das abzuwarten, bis dieser Effekt verflogen ist. 

Dennoch, ich kam am Montag nach Hause und wollte abends noch etwas Musik hören. Meine Boxen sind nicht so die besten und mit der neuen Einstellung hat es mich auch nicht allzu sehr gewundert, dass sich alles recht leise und schräg angehört hat. Bis ich dann verwundert feststellte, dass wenn ich die Lautstärke aufdrehte, sich auch nichts änderte. Im ersten Moment war es tatsächlich lauter, aber ein paar Sekunden später, hatte ich das Gefühl, als würde jemand (wie von Geisterhand ;-)) an der Box den Ton herunterdrehen. Zuerst schob ich den Effekt auf die Box, bis mir dämmerte, dass das wohl der neue Prozessor war, der ab einer gewissen Lautstärke radikal leiser schaltete. Kein sehr schöner Effekt, wie Ihr Euch bestimmt vorstellen könnt, denn Musik möchte man schon ganz gerne laut hören und der Frust war groß, als es schlicht nicht möglich war.


Am nächsten Tag war ich bei Freunden eingeladen, zum Grillen. (Es hat zwar fürchterlich geregnet, also haben wir drinnen gegessen und einer hat tapfer auf der Terrasse unterm Vordach gegrillt... was für ein Sommer ist das eigentlich?!) Dort merkte ich erst, wie extrem diese Einstellung eigentlich war. In der Uniklinik hatte ich das gar nicht so sehr bemerkt, denn da sprach ich natürlich in einer ruhigen Umgebung mit einzelnen Menschen. Jetzt kam ich also in dieses Zimmer und schlagartig wurde das gesamte Stimmengewirr leise gestellt und alles vermischte sich noch schlimmer als ohnehin schon. Es ging soweit, dass ich Mühe hatte meine eigene Stimme zu hören bzw. zu kontrollieren. Nach einer gewissen Weile habe ich mich dann mit einer Freundin entnervt nach draußen verzogen und wir redeten im Flur auf der Treppe miteinander. Ihr könnt Euch das nicht vorstellen, sobald sie ihre normale Sprachmelodie unterbrochen hat und einmal gelacht hat, wupp war alles wieder leise geschaltet! Ich verstehe nicht, warum mir das nicht direkt in der Klinik aufgefallen ist, aber vielleicht kommt das auch daher, dass ich das in der Klinik noch nicht differenzieren konnte. Inzwischen hört sich alles vom Klang her gar nicht so schlecht an, es ist einfach nur chronisch zu leise.

Rege ich mich jetzt zu sehr auf? Vielleicht. Aber es kann sehr entnervend sein, wenn man nicht so hört, wie man es gewohnt ist. Es hat mich auch traurig gemacht, abends wurde die Gitarre ausgepackt und wir haben noch etwas gesungen. Normalerweise hätte ich das superschön gefunden, aber mit dem veränderten, leisen Klang, fand ich an der Musik überhaupt kein Vergnügen, was für mich ganz ungewohnt ist.

Aber, ich bin ja heute wieder in der Klinik und dann wird das hoffentlich geändert! Dann werde ich den Typen da so lange auf die Nerven gehen, bis ich wieder vernünftig höre... ;-)

Montag, 9. Juli 2012

Besuch in der Uniklinik - Teil II

Weiter geht's mit meinem Bericht über meinen Besuch in der Uniklinik - nach dem Hörtest kommt die Einstellung des CI's. Heute war das etwas spannender als sonst, weil ich jetzt einen neuesn Prozessor zur Probe bekommen habe. Hier zwei Bilder, links der "Esprit 3G" von Nucleus, den ich bisher getragen habe. Bekomme habe ich ihn, da war ich ca. 10 oder 11 Jahre alt - das war vor der 5. Klasse.

Ja und rechts seht ihr, 
meinen ganz, ganz alten Prozessor, den ich in einer Tasche, früher am Rücken, später dann am Bauch getragen habe. Das fand ich immer echt umständlich, das Kabel musste immer durch das Oberteil gezogen werden und der Gürtel juckte am Bauch oder am Rücken, vor allem wenn es Sommer war und man kein Unterhemd trug ... oder beim Sport, der Prozessor war praktisch immer im Weg. Ich war so froh, als ich dann den Esprit 3G bekommen habe. Daran kann ich mich noch gut erinnern, wie ich rumgehüpft bin und dann nach sechs Wochen fast in Tränen ausgebrochen bin, als ich den Esprit 3G nach der Probezeit wieder abgeben musste, weil der natürlich dann erst bei der Krankenkasse beantragt werden musste. In der Zwischenzeit hatte ich mich natürlich total daran gewöhnt, nur noch etwas hinter dem Ohr zu tragen und war dementsprechend gefrustet, als ich dann wieder den Bauchgürtel mit dem klobigen Prozessor tragen musste.


Der Esprit 3G von Nuculeus und mein alter Prozessor von früher

Hier nun ein Bild des Modells mit dem klangvollen Namen: "Nucleus CP810", den ich jetzt probeweise ausprobieren darf:

Nucleus CP810 plus dazugehöriger Fernbedienung

Hier kann man auch nochmal, eine wie ich finde ganz nette Grafik sehen, wo man die Entwicklung der Prozessoren ganz gut sehen kann und wohin der Trend geht: Links wieder der "Esprit 3G", dann der "Nucleus Freedom" und dann der "Nucleus 5", wo auch so nett darüber steht "30% smaller" - denn da sieht man gut, dass der Trend eben dahin geht die Prozessoren immer kleiner und vor allem leichter zu machen. Bisschen so wie bei den Computern, desto schmaler desto besser. ;-) Bei dem neuen Prozessor kommen auch z.B. anstatt drei Batterien nur noch zwei in das Batterienfach. Dafür finde ich die Spule etwas hässlicher und klotziger, aber der neue Prozessor ist schon schön zu tragen, weil er eben so leicht ist und angenehm auf dem Ohr liegt. 

Ansonsten gibts eine Fernbedienung zu dem Prozessor dazu - ich freue mich schon auf die Witze meiner Freunde, die darüber bestimmt etwas lästern werden. Man kann jetzt mithilfe der Fernbedienung verschiedene Programme einstellen - einmal das Programm "
Alltag" (normales Programm), "Lärm" (bei Störschall), "Fokus" (sich auf eine Person/einen Bereich fokussieren) und das Programm "Musik" (damit soll man anscheinend Musik besser hören können). Man kann die Lautstärke und die Empfindlichkeit einstellen und auch die T-Spule einstellen. Ich persönlich finde die Fernbedienung ja etwas ... affig und bin froh, dass man das alles auch direkt an dem Prozessor selbst einstellen kann.

Die unterschiedlichen Prozessoren - aber ohne die Spulen.

Jedenfalls wurde dann also dieser neue Prozessor eingestellt. Fragt mich nicht, wie genau das funktioniert... Ich versuche es dennoch mal zu beschreiben - der Prozessor wird mithilfe eines Kabels an den Computer angeschaltet und ich höre erstmal gar nichts. Zunächst spielt die Person, die die Einstellung macht, verschiedene Geräusche ab und ich muss z.B. sagen, ob ich die Geräusche höre oder nicht und ob die zu laut oder zu leise sind. Bisschen wie bei dem Hörtest also. Nach meinen Aussagen, wird dann die Einstellung verändert bzw. angepasst. Dann werde ich wieder "angeschaltet" und ich höre mit der veränderten Einstellung. Manchmal sind dann bestimmte Töne ganz unangenehm oder es ist alles zu laut oder zu leise, so dass dann wieder etwas verändert wird, bis alle dann halbwegs zufrieden sind. Natürlich ist das dann auch abhängig von der Geduld der Person, die das einstellt. ;-)

Vielleicht fragt ihr euch, wie ich nun das Hören mit dem anderen Prozessor erlebe. Momentan ist alles noch sehr komisch und anders. Aber das ist immer nach der Einstellung so, das Gehirn muss sich erst an die veränderten Höreindrücke gewöhnen. Meinen Eltern habe ich es wie eine Daunendecke beschrieben. Ich höre ganz viel von dem was unter der Decke liegt, aber es ist alles noch sehr gedämpft und es ist wie als würde man alles in Watte eingepackt hören. Aber nach ein paar Tagen ist dieser Effekt meist auch wieder verschwunden und man empfindet auch dieses Hören als ganz normal.

Witzig ist, dass ich anscheinend trotzdem "besser" höre, so habe ich z. B. in der Uniklinik, im Raum des Akustikers, ein leises Rauschen gehört und habe dann natürlich gefragt, was dieses Rauschen sein könnte. Er meinte, das könnte der Computer sein, der anscheinend schon etwas laut sei. Ich weiß ja nicht, ob ich froh darüber sein, soll, wenn ich jetzt auf einmal Computer rauschen hören kann - meiner ist scheint nämlich ziemlich laut zu sein, zumindest wird mir das immer gesagt. ;-)

Und als ich dann mit meinen Eltern am Mittagstisch saß, fragte ich auf einmal: "Wer kaut denn hier so laut?" - auf einmal hörte ich die Kaugeräusche viel deutlicher als sonst. Und meine Eltern waren ziemlich verdutzt. Sie meinten übrigens, dass ich normalerweise nach einer Einstellung viel mehr nachfragen würde, weil ich für die ersten Tage eher schlechter als besser verstehen würde - dieses Mal wäre das jedoch gar nicht so sehr der Fall, obwohl das Klangerlebnis für mich doch sehr anders ist. Vielleicht ist das ja wirklich der neue Prozessor? Aber ehrlich gesagt, jetzt gerade bin ich gehörlos und habe gar nicht so viel Lust auf den neuen Prozessor ... es ist schön, nichts zu hören!

Besuch in der Uniklinik - Teil I

Hallo ihr Lieben,

heute war ich in der Uniklinik für meine jährliche Untersuchung - ich kann mir Schöneres vorstellen für meinen ersten Ferientag, aber da es vor den Ferien nie geklappt hat mit einem Termin, musste es eben in den Ferien sein. Diese jährliche Routine in der Uniklinik ist mir wahnsinnig vertraut, "the same procedure as every year", wie es so schön in "Dinner For One" heißt. Schließlich mache ich das seitdem ich denken kann - inzwischen nur noch einmal oder zweimal pro Jahr. Der Ablauf ist wie folgt:

1) Erster Hörtest
2) Einstellung
3) Zweiter Hörtest
4) Besuch beim Arzt

Ich war positiv überrascht, wie zackig das heute ging, um viertel nach elf hatte ich den Termin und um ca. halb drei saß ich schon wieder zuhause. Das ist alles ganz schnell gegangen. Die Hörtests laufen immer nach dem gleichen Muster ab, zunächst einmal werden Geräusche abgespielt und ich saß da mit so einem Schalter in der Hand und musste immer auf den roten Knopf drücken, sobald ich ein Geräusch gehört habe. Das war nicht besonders schwer, nur bei den ganz leisen werde ich unsicher, ob das jetzt wirklich ein Geräusch war oder ob ich mir das jetzt nur einbilde ;-)

Der zweite Teil des Hörtests ist ganz klassisch, die Abspielung von Wörtern, bzw. Nomen wie "Herz" "Floß" "Kuh". Das sind ca. drei oder vier Wortreihen und jede Reihe wird leiser als die vorhergehende. Ich kann mich noch erinnern, wie man mich einmal gefragt hat, ob ich diese Wortreihen auswendig kann - die wollten mir nicht glauben, dass ich die so gut verstehen konnte. Natürlich sind manche der Wörter nicht ganz einfach, da passieren die klassischen Fehler. Bei einem Wort tippte ich auf "Schlacht" oder "Pracht" und als die Frau das Wort erneut abspielte, erkannte ich, dass es in Wahrheit "Fracht" gewesen war. Sowas eben. Aber insgesamt muss es wohl sehr gut gelaufen sein, der Typ, der dann später die Einstellung des CI's gemacht hat, meinte zu mir, da könnte man nicht mehr viel machen, besser würde es nicht mehr gehen.

Das ist schon seltsam, wenn man das hört oder wenn man auch auf die gute "Artikulation" angesprochen wird. Mich freut's natürlich auf der einen Seite und auf der anderen Seite finde ich das immer etwas ... unangenehm, wie sehr man dafür "gelobt" wird, als ob es das Wichtigste im Leben wäre, dass man diese Wortreihen gut kann. Vor allem, wenn man mir dann sagt, ich würde ja so gut damit zurecht kommen, mit dem CI und wie beeindruckend das doch wäre. Manchmal denke ich, viele der Menschen in der Uniklinik fokussieren sich so sehr auf die Ergebnisse der Hörtests und wie ich spreche und mich ausdrücke, dass sie vergessen, dass ich in der Welt "da draußen" immer noch hörgeschädigt bin und es nicht zählt, ob ich diese Wortreihen beherrsche oder nicht, weil ganz andere Hörbedingungen herrschen.

Aber gut, ich schweife ab, wir sind immer noch bei dem Hörtest! Nach den Wortreihen kommen Sätze wie "Peter kauft fünft blaue Sessel", mit einem zusätzlichen Störschall. Die Sätze sind so konzipiert, dass man meistens den ganzen Satz nicht verstehen kann, sondern nur Teile des Satzes. Man kann sich auch nur den Satzbau zurechtreimen - es ist immer der Name, ein Verb ein Zählwort, ein Adjektiv und dann ein Nomen. Mit dem Störschall wird es dann natürlich anstrengender.

Früher war natürlich auch immer meine Mutter oder mein Vater bei den Hörtests dabei. Einmal habe ich den Fehler gemacht und meine Mutter gefragt, ganz blauäugig, ob sie denn alles verstanden hätte. Meine Mutter hat ein bisschen traurig gelächelt und gesagt, ja, sie hätte alles verstanden. Das war im ersten Moment schon hart das zu hören. Versteht ihr, zuerst wird man so gelobt und man fühlt sich, ob man es will oder nicht, doch ein bisschen stolz. Tja, und dann begreifst du, dass das was du dir gerade mühevoll erarbeitet hast, für die Hörenden ganz einfach ist. Und das tut dann doch irgendwo weh.

Der dritte Teil des Hörtests ist dann die Abspielung lauter Geräusche, wo ich Bescheid geben muss, wenn diese zu laut werden. Das ist natürlich stellenweise unangenehm, weil das dann wirklich laut werden kann. Manchmal ist das dann der hörenden Person, die den Test macht, unangenehmer als mir, manchmal ist es andersherum. Nach dem Hörtest geht es dann zur Einstellung ...

Ich merke, das wird ein längerer Post - ich beende ihn hier mal und werde einen zweiten Teil anhängen - da wird es dann um die Einstellung gehen, die eine spannende Sache heute war, weil ich einen neuen Prozessor bekommen habe!

Donnerstag, 21. Juni 2012

Sportunterricht

Es gibt ein paar Fächer, wo es schwierig ist alles gut mitzubekommen. Eins dieser Fächer ist Sport. Ich mag den Sportunterricht im Allgemeinen nicht sehr gern, weil er kommunikationstechnisch gesehen, sehr schwer ist. 

Normalerweise benutze ich ja die FM-Anlage um den Lehrer und die Mitschüler zu verstehen. In Sport geht das nicht, weil man sich ja (optimalerweise) viel bewegt und das dann eben zu unangenehmen Nebengeräuschen führt, wie z. B. das viel zu laute Trappeln der Sportschuhe auf dem Hallenboden. Deswegen benutze ich im Sportunterricht nie die Anlage. Aber da di
e Akustik einer Sporthalle ziemlich mies ist, ist auch mein Hörverstehen oft sehr eingeschränkt. Da wird kommt eben mal eine Erklärung zur Taktik, irgendjemand ruft mir etwas zu und ich weiß nicht woher das kommt und was ich jetzt machen soll. Spielanleitungen gehen meist an mir vorbei oder besser gesagt, ich bekomme immer wieder so Fetzen mit, mit denen ich dann meist nicht genug anfangen kann. 

Es sind dann Freunde, die mir helfen und vieles von dem was die Sportlehrerin so sagt wiederholen. Manchmal schäme ich mich dann etwas, weil ich das Gefühl habe, dass ich alles etwas aufhalte und ich denke oft, dass mich die anderen für etwas dumm halten müssen, weil ich meist die Dinge nie direkt mitbekomme, sondern erst nachfragen muss - und das gerade in Sport, wo ja alles oft etwas schnell gehen muss. 


Da fällt mir ein, was mir eine Freundin, die auch CI-Trägerin ist, erzählt hat: 
Sie war beim Badminton und zum Aufwärmen musste die Gruppe in einer Reihe um den Sportplatz laufen, also alle hintereinander in einer Reihe. Die Aufgabe war dann, dass die hinterste Person dann nach vorne sprinten musste und sich vorne wieder einreihen musste.

Dienstag, 19. Juni 2012

Wie ein Eskimo in der Sahara

Was für ein anstrengender Tag! Ich bin heute Nachmittag vom Sportunterricht nach Hause gekommen und habe mein CI direkt abgelegt und höre seit Stunden nichts mehr - das ist so schön! Momentan bin ich anscheinend etwas lärmempfindlich. Die letzten zwei Wochen war ich nämlich im Praktikum, an einer Grundschule für Gehörlose und Schwerhörige. Da war ich die allermeiste Zeit in Gehörlosenklassen, nie mehr als 10 Kinder, ich habe natürlich ganz viel gebärdet, die Akustik war super, jedem, dem ich da über den Weg gelaufen bin kannte sich mit der Thematik aus, sprach deutlich etc. Es war insgesamt eine sehr schöne Zeit, um einiges "ruhiger", von der Akustik her.  Aber natürlich auch anstrengend und herausfordernd - aber ich würde es jederzeit wieder machen.

Jetzt bin ich also seit Montag wieder in meinen normalen Regelschulalltag und ich fühle mich in etwa so wie ein Eskimo in der Sahara. Ich hatte ganz ernsthaft vergessen, wie laut Regelschulen sind... plötzlich habe ich wieder meine 25 Leute in den Kursen, alles läuft über die Lautsprache, ich muss mich wieder bemühen alles zu verstehen... und es ist einfach alles sehr laut, lärmig und anstrengend. 

Ich habe das Gefühl, ich muss mich wieder akklimatisieren und mich wieder an die hörende Welt gewöhnen. Das werde ich bald wieder drin haben, aber heute und gestern ist mir das mal richtig bewusst geworden, unter welchem Lärmpegel man so an den "normalen" Schulen steht. Grausam. Das wäre wirklich zu jedermanns Vorteil, wenn da mal mehr Ruhe herrschen würde... Über das Praktikum werde ich natürlich noch einiges schreiben, ich bin bisher nur nicht dazu gekommen, meine Eindrücke schön zusammenzufassen! 

Freitag, 8. Juni 2012

Nicht so wichtig …

Stellt dir vor, du bist auf einer Geburtstagsparty und stellst dich zu einer Gruppe dazu. Das Geschnatter um dich herum ist laut, es läuft Musik, du hörst Gelächter und alles ist einfach sehr laut und lärmig. Die Leute um dich herum reden recht schnell, du kommst nur mühsam mit und musst dich sehr konzentrieren um alles einigermaßen zu verstehen.  Plötzlich beginnen die Menschen um dich herum loszulachen. Verwirrt schaust du dich um – was war da gerade los? Alle haben sich bereits wieder beruhigt und das Gespräch geht ganz normal weiter. Trotzdem fragst du jemanden neben dir, was da gerade los gewesen sei. Die Person antwortet: „War nicht so wichtig.“ und redet dann ganz normal weiter, so als ob nichts gewesen wäre.

Als Hörgeschädigte begegnen einem solche Situationen des Öfteren: „Ist nicht so wichtig“, „War nicht so wichtig“,  „Ist egal.“, „Wirklich, es war nicht so wichtig... wie oft habe ich diese Sätze bereits gehört? Ich kann es nicht mehr zählen.

Ich habe mich oft über diese eigentlich doch sehr kleinen Sätze geärgert und mich auch davon verletzt gefühlt. Meistens meinen es die betreffenden Personen in diesem Moment noch nicht mal böse – aber trotzdem: Ist es denn nicht meine Entscheidung was für mich in diesem Moment wichtig ist?

Ich wünsche mir, dass ich es allein schaffen könnte, in Gruppen alles zu verstehen. Aber so gerne ich das auch hätte, ich kann es oft einfach nicht. Ich kann es nicht, egal wie sehr ich mich bemühe. Und ich kann euch sagen, das ist unglaublich frustrierend, wenn man in diesen Momenten an seine Grenzen stößt. Jedes Mal wenn ich etwas nicht richtig mitbekomme, wird mir meine Abhängigkeit zu den Hörenden bewusst. Meistens versuche ich mir nicht ansehen zu lassen, wie sehr ich doch von meinen Mitmenschen abhängig bin – aber das „Nicht so wichtig“ macht mir diese Abhängigkeit sehr deutlich. Es ist ein Gefühl der Bevormundung oder abgestempelt zu werden, als eine, die sowieso nichts mitbekommt.

Es ist ein bisschen so, dass die Menschen um mich herum entscheiden können, was ich von den Gesprächen verstehe. Sie sind Richter darüber, wie viel ich mitbekomme, im Kleinen wie im Großen. Ich kann dafür kämpfen, soviel wie möglich zu verstehen, aber eine Wahl, die habe ich nicht wirklich. Manchmal bin ich es wirklich unglaublich müde, immer den Gesprächsfetzen hinterher zu jagen, die ich verpasst habe.

Meistens meinen die Hörenden es ja nicht böse … aber ich frage mich oft, wie ich auf ein solches „Nicht so wichtig.“ reagieren soll. Die Sache auf sich beruhen lassen? Oder lieber doch nachhaken und sich in Gefahr begeben dabei lächerlich zu erscheinen? Vielleicht einfach sagen: Für dich mag es nicht so wichtig erscheinen, aber für mich ist es wichtig.

Es ist doch mein Recht nachzufragen! Auf keinen Fall möchte ich eine Belastung für meine Umwelt sein, aber, bitte Leute, kostet es denn so viel Mühe mich darüber aufzuklären, was los war?

Montag, 21. Mai 2012

Alles auf Anfang

Hiermit eröffne ich meinen neuen Blog :-)

Ich hoffe auf viele (gute) Ideen, fleißige Leser und interessante Kommentare... 

Liebe Grüße,

eure Weltenwandlerin