Hallo ihr Lieben,
heute war ich in der Uniklinik für meine jährliche Untersuchung - ich kann mir Schöneres vorstellen für meinen ersten Ferientag, aber da es vor den Ferien nie geklappt hat mit einem Termin, musste es eben in den Ferien sein. Diese jährliche Routine in der Uniklinik ist mir wahnsinnig vertraut, "
the same procedure as every year", wie es so schön in "Dinner For One" heißt. Schließlich mache ich das seitdem ich denken kann - inzwischen nur noch einmal oder zweimal pro Jahr. Der Ablauf ist wie folgt:
1) Erster Hörtest
2) Einstellung
3) Zweiter Hörtest
4) Besuch beim Arzt
Ich war positiv überrascht, wie zackig das heute ging, um viertel nach elf hatte ich den Termin und um ca. halb drei saß ich schon wieder zuhause. Das ist alles ganz schnell gegangen. Die Hörtests laufen immer nach dem gleichen Muster ab, zunächst einmal werden Geräusche abgespielt und ich saß da mit so einem Schalter in der Hand und musste immer auf den roten Knopf drücken, sobald ich ein Geräusch gehört habe. Das war nicht besonders schwer, nur bei den ganz leisen werde ich unsicher, ob das jetzt wirklich ein Geräusch war oder ob ich mir das jetzt nur einbilde ;-)
Der zweite Teil des Hörtests ist ganz klassisch, die Abspielung von Wörtern, bzw. Nomen wie "Herz" "Floß" "Kuh". Das sind ca. drei oder vier Wortreihen und jede Reihe wird leiser als die vorhergehende. Ich kann mich noch erinnern, wie man mich einmal gefragt hat, ob ich diese Wortreihen auswendig kann - die wollten mir nicht glauben, dass ich die so gut verstehen konnte. Natürlich sind manche der Wörter nicht ganz einfach, da passieren die klassischen Fehler. Bei einem Wort tippte ich auf "Schlacht" oder "Pracht" und als die Frau das Wort erneut abspielte, erkannte ich, dass es in Wahrheit "Fracht" gewesen war. Sowas eben. Aber insgesamt muss es wohl sehr gut gelaufen sein, der Typ, der dann später die Einstellung des CI's gemacht hat, meinte zu mir, da könnte man nicht mehr viel machen, besser würde es nicht mehr gehen.
Das ist schon seltsam, wenn man das hört oder wenn man auch auf die gute "Artikulation" angesprochen wird. Mich freut's natürlich auf der einen Seite und auf der anderen Seite finde ich das immer etwas ... unangenehm, wie sehr man dafür "gelobt" wird, als ob es das Wichtigste im Leben wäre, dass man diese Wortreihen gut kann. Vor allem, wenn man mir dann sagt, ich würde ja so gut damit zurecht kommen, mit dem CI und wie beeindruckend das doch wäre. Manchmal denke ich, viele der Menschen in der Uniklinik fokussieren sich so sehr auf die Ergebnisse der Hörtests und wie ich spreche und mich ausdrücke, dass sie vergessen, dass ich in der Welt "da draußen" immer noch hörgeschädigt bin und es nicht zählt, ob ich diese Wortreihen beherrsche oder nicht, weil ganz andere Hörbedingungen herrschen.
Aber gut, ich schweife ab, wir sind immer noch bei dem Hörtest! Nach den Wortreihen kommen Sätze wie "Peter kauft fünft blaue Sessel", mit einem zusätzlichen Störschall. Die Sätze sind so konzipiert, dass man meistens den ganzen Satz nicht verstehen kann, sondern nur Teile des Satzes. Man kann sich auch nur den Satzbau zurechtreimen - es ist immer der Name, ein Verb ein Zählwort, ein Adjektiv und dann ein Nomen. Mit dem Störschall wird es dann natürlich anstrengender.
Früher war natürlich auch immer meine Mutter oder mein Vater bei den Hörtests dabei. Einmal habe ich den Fehler gemacht und meine Mutter gefragt, ganz blauäugig, ob sie denn alles verstanden hätte. Meine Mutter hat ein bisschen traurig gelächelt und gesagt, ja, sie hätte alles verstanden. Das war im ersten Moment schon hart das zu hören. Versteht ihr, zuerst wird man so gelobt und man fühlt sich, ob man es will oder nicht, doch ein bisschen stolz. Tja, und dann begreifst du, dass das was du dir gerade mühevoll erarbeitet hast, für die Hörenden ganz einfach ist. Und das tut dann doch irgendwo weh.
Der dritte Teil des Hörtests ist dann die Abspielung lauter Geräusche, wo ich Bescheid geben muss, wenn diese zu laut werden. Das ist natürlich stellenweise unangenehm, weil das dann wirklich laut werden kann. Manchmal ist das dann der hörenden Person, die den Test macht, unangenehmer als mir, manchmal ist es andersherum. Nach dem Hörtest geht es dann zur Einstellung ...
Ich merke, das wird ein längerer Post - ich beende ihn hier mal und werde einen zweiten Teil anhängen - da wird es dann um die Einstellung gehen, die eine spannende Sache heute war, weil ich einen neuen Prozessor bekommen habe!