Die Burg Gemen in Borken |
Das Programm ist sehr bunt
und vielfältig, es gibt unterschiedliche Workshops an denen man teilnehmen
kann, vom Bogenschießen bis zum Theaterspielen. Es gibt LBG
und DGS Dolmetscher, Induktionsschleifen… es ist ein kleines Paradies, was die
Hörbedingungen anbegeht. Das Sommercamp bedeutet mir sehr viel und warum das so
ist und warum ich jedem hörgeschädigten Jugendlichen (oder Erwachsenen) empfehlen
würde einmal dorthin zu reisen, das werde ich nun erzählen.
Ich war 15, als ich zum
ersten Mal zum Sommercamp reiste. Vor zwei Jahren war mein Selbstbewusstsein
eher niedrig, ich traute mir in Gruppen nicht sehr viel zu, ich hasste meine
Schwächen in Verbindung mit der Hörschädigung. Ich gab mir, trotz vieler netter
aufmunternder Worte die Schuld an der herrschenden sozialen Isolation in meiner
Klasse. Bei der offiziellen Begrüßung - selbstverständlich
war in dem Raum eine Induktionsschleife ausgelegt - fing es schon an. Zwar saß
ich nicht vorne, wie ich es eigentlich sonst immer machte, aber ich verstand trotzdem
alles ganz wunderbar. Ein kleines warmes Gefühl machte sich in mir breit, als
ich mich umsah und dachte, dass alle Menschen hier, ganz genauso wie ich waren.
Zum Glück (oder
erstaunlicherweise) fand ich im Sommercamp sehr schnell Anschluss an eine
Gruppe von Mädels und wir alberten abends herum, ärgerten uns darüber, dass wir
noch die Kleinen waren und noch nicht mal in die Disco durften, kurz wir hatten
wirklich jede Menge Spaß! Ich tauchte in dieses Leben ein und blühte auf. Aufgrund
der sozialen Isolation, die ich in meiner alten Klasse erlebt hatte, war ich
oft gehemmt und es fiel mir schwer locker zu sein. Immer war ich angespannt
gewesen, darauf bedacht nichts zu verpassen und selten konnte ich mich
entspannen und mich darauf konzentrieren Spaß zu haben. Beim Sommercamp war ich
dann im gewissen Sinne viel mehr ich selber - ich machte mehr Witze, lachte
viel und fühlte mich einfach wohl in meiner Haut. Ich lernte auch sehr viele,
sehr nützliche Lektionen und hatte viele Aha-Momente
Im Sommercamp wurde ganz
selbstverständlich auf die Hörschädigung Rücksicht genommen und ich erkannte,
dass es keine große Mühe kostete zu
wiederholen und sich auf den anderen einzustellen. Es war nicht belastend für
mich oder die anderen und ich begriff, dass ich von den Hörenden auch ruhig mal
etwas einfordern durfte, ohne mich meiner „Schwäche“ zu schämen. Und dass man
vieles auch einfach ganz selbstverständlich machen kann, ohne großes Geschrei.
Und ich lernte, dass ich nicht allein war. Es gab so viele
Jugendliche dort, die von den gleichen Problemen berichteten, von den gleichen
Schwierigkeiten, von den Hindernissen, von den Sorgen, von den Ängsten,
von der Wut und der Enttäuschung. Und natürlich hatte jeder schon so seine lustigen Missverständnisse gehabt und auch schon witzige Situationen erlebt. Jeder hatte seine Erfahrungen gemacht und die teilten
wir miteinander, was jedem von uns half. Wir unterhielten uns viel über den Regelschulalltag und es war bedrückend zu sehen, dass ich mit meinen Schwierigkeiten und Nöten bei Weitem nicht die Einzige war.
Ich gewann beim Sommercamp
vieles an Selbstvertrauen wieder und ich gewann Freundinnen, mit denen ich
heute noch Kontakt habe. Wir besuchen uns gegenseitig und nehmen dafür auch
stundenlange Zugfahrten in Kauf. Es ist ein schöner Freundeskreis und ich bin sehr
froh, dass ich ihn inzwischen habe.
Jaja, das Sommercamp... Ist immer wieder toll, zu sehen, welch aufbauenden Effekt diese Veranstaltung hat und welche Kreise die neuen Erfahrungen ziehen können.
AntwortenLöschenIch selbst war auch schon mehrmals dort und habe es immer wieder sehr genossen. Gerade aus den von dir genannten Gründen - dem neuentdeckten "Ich", das sich selbst was zutrauen kann - und der Erkenntnis, dass man eben nicht alleine mit den ganzen Problemen dasteht und es einem unheimlich gut tut, sich einfach nur mit anderen Betroffenen auszutauschen, wobei dieser Austausch sich bei weitem nicht nur auf das Handicap beschränkt!
Kann das Sommercamp also auch wirklich jedem jungen Hörgeschädigten nur wärmstens empfehlen und wünsche dir und den anderen Teilnehmern auch dieses Jahr wieder viel Spaß!
Hallo Jerry,
Löschenja das stimmt, der "Sommercamp-Effekt" ist doch schon berühmt geworden, meine Freundinnen, die auch beim Sommercamp waren, kennen das auch alle - dass man sich selber tatsächlich neu entdeckt, man lockerer ist, mehr lacht und es einfach guttut sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Vielen Dank, den Spaß werde ich bestimmt haben. Ich hoffe nur das Wetter wird mitspielen!
Vielen Dank für Deinen Kommentar! :)