Dienstag, 17. Juli 2012

Sommercamp 2010 - feel the spirit!

Dieses Jahr gibt es ein besonderes Highlight in den Sommerferien, auf das ich mich sehr freue: Das Sommercamp! Und ein bisschen von meiner Vorfreude möchte ich gern teilen und euch heute etwas über das Sommercamp erzählen:

Die Burg Gemen in Borken
Das „Sommercamp“ ist ein alle zwei Jahre stattfindendes einwöchiges Ferienlager für 14-35jährige hörgeschädigte Menschen, das in Borken auf der Burg Gemen ist. Zu dem Sommercamp kommen die unterschiedlichsten Menschen mit den unterschiedlichsten Hörschädigungen, Regelschüler, Schwerhörige, Gehörlose, sogar welche aus der Schweiz und Österreich.

Das Programm ist sehr bunt und vielfältig, es gibt unterschiedliche Workshops an denen man teilnehmen kann, vom Bogenschießen bis zum Theaterspielen. Es gibt LBG und DGS Dolmetscher, Induktionsschleifen… es ist ein kleines Paradies, was die Hörbedingungen anbegeht. Das Sommercamp bedeutet mir sehr viel und warum das so ist und warum ich jedem hörgeschädigten Jugendlichen (oder Erwachsenen) empfehlen würde einmal dorthin zu reisen, das werde ich nun erzählen.

Ich war 15, als ich zum ersten Mal zum Sommercamp reiste. Vor zwei Jahren war mein Selbstbewusstsein eher niedrig, ich traute mir in Gruppen nicht sehr viel zu, ich hasste meine Schwächen in Verbindung mit der Hörschädigung. Ich gab mir, trotz vieler netter aufmunternder Worte die Schuld an der herrschenden sozialen Isolation in meiner Klasse.  Bei der offiziellen Begrüßung - selbstverständlich war in dem Raum eine Induktionsschleife ausgelegt - fing es schon an. Zwar saß ich nicht vorne, wie ich es eigentlich sonst immer machte, aber ich verstand trotzdem alles ganz wunderbar. Ein kleines warmes Gefühl machte sich in mir breit, als ich mich umsah und dachte, dass alle Menschen hier, ganz genauso wie ich waren.

Zum Glück (oder erstaunlicherweise) fand ich im Sommercamp sehr schnell Anschluss an eine Gruppe von Mädels und wir alberten abends herum, ärgerten uns darüber, dass wir noch die Kleinen waren und noch nicht mal in die Disco durften, kurz wir hatten wirklich jede Menge Spaß! Ich tauchte in dieses Leben ein und blühte auf. Aufgrund der sozialen Isolation, die ich in meiner alten Klasse erlebt hatte, war ich oft gehemmt und es fiel mir schwer locker zu sein. Immer war ich angespannt gewesen, darauf bedacht nichts zu verpassen und selten konnte ich mich entspannen und mich darauf konzentrieren Spaß zu haben. Beim Sommercamp war ich dann im gewissen Sinne viel mehr ich selber - ich machte mehr Witze, lachte viel und fühlte mich einfach wohl in meiner Haut. Ich lernte auch sehr viele, sehr nützliche Lektionen und hatte viele Aha-Momente

Im Sommercamp wurde ganz selbstverständlich auf die Hörschädigung Rücksicht genommen und ich erkannte, dass es keine große Mühe kostete zu wiederholen und sich auf den anderen einzustellen. Es war nicht belastend für mich oder die anderen und ich begriff, dass ich von den Hörenden auch ruhig mal etwas einfordern durfte, ohne mich meiner „Schwäche“ zu schämen. Und dass man vieles auch einfach ganz selbstverständlich machen kann, ohne großes Geschrei.

Und ich lernte, dass ich nicht allein war. Es gab so viele Jugendliche dort, die von den gleichen Problemen berichteten, von den gleichen Schwierigkeiten, von den Hindernissen, von den Sorgen, von den Ängsten, von der Wut und der Enttäuschung. Und natürlich hatte jeder schon so seine lustigen Missverständnisse gehabt und auch schon witzige Situationen erlebt. Jeder hatte seine Erfahrungen gemacht und die teilten wir miteinander, was jedem von uns half. Wir unterhielten uns viel über den Regelschulalltag und es war bedrückend zu sehen, dass ich mit meinen Schwierigkeiten und Nöten bei Weitem nicht die Einzige war. 

Ich gewann beim Sommercamp vieles an Selbstvertrauen wieder und ich gewann Freundinnen, mit denen ich heute noch Kontakt habe. Wir besuchen uns gegenseitig und nehmen dafür auch stundenlange Zugfahrten in Kauf. Es ist ein schöner Freundeskreis und ich bin sehr froh, dass ich ihn inzwischen habe.

2 Kommentare:

  1. Jaja, das Sommercamp... Ist immer wieder toll, zu sehen, welch aufbauenden Effekt diese Veranstaltung hat und welche Kreise die neuen Erfahrungen ziehen können.

    Ich selbst war auch schon mehrmals dort und habe es immer wieder sehr genossen. Gerade aus den von dir genannten Gründen - dem neuentdeckten "Ich", das sich selbst was zutrauen kann - und der Erkenntnis, dass man eben nicht alleine mit den ganzen Problemen dasteht und es einem unheimlich gut tut, sich einfach nur mit anderen Betroffenen auszutauschen, wobei dieser Austausch sich bei weitem nicht nur auf das Handicap beschränkt!

    Kann das Sommercamp also auch wirklich jedem jungen Hörgeschädigten nur wärmstens empfehlen und wünsche dir und den anderen Teilnehmern auch dieses Jahr wieder viel Spaß!

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    1. Hallo Jerry,

      ja das stimmt, der "Sommercamp-Effekt" ist doch schon berühmt geworden, meine Freundinnen, die auch beim Sommercamp waren, kennen das auch alle - dass man sich selber tatsächlich neu entdeckt, man lockerer ist, mehr lacht und es einfach guttut sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

      Vielen Dank, den Spaß werde ich bestimmt haben. Ich hoffe nur das Wetter wird mitspielen!

      Vielen Dank für Deinen Kommentar! :)

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