Was ich möchte

Ich möchte, dass Behinderungen jeglicher Art nicht als Makel oder als Fehler gesehen werden, sondern als etwas, was einfach zu dem Menschen dazugehört. Ich möchte nicht, dass man behinderte Menschen für schwach und wehrlos hält. Ich möchte, dass man uns zusteht, was wir uns selber zustehen wollen, nicht mehr und nicht weniger. Ich möchte, dass man sich mehr darauf konzentriert, benachteiligten Menschen, das zu geben, was sie brauchen, anstatt nur zu versuchen die Behinderung zu heilen.

Ich möchte, dass man mir mit Respekt begegnet, ich möchte auf der gleichen Augenhöhe mit jedem stehen. Ich möchte nicht bevorzugt werden und ich möchte nicht benachteiligt werden. Ich möchte so genommen werden, wie ich bin. Ich möchte meine Entscheidungen für mein Leben frei und selbstständig treffen. Ich möchte nicht stolz sein, ich möchte, dass ich fähig bin, Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn ich sie brauche. Ich möchte mich nicht schämen, ich brauche auch kein Mitleid und ich möchte nicht bevormundet werden.

Ich möchte, dass man meine Behinderung und die daraus resultierenden Konsequenzen anerkennt und akzeptiert, aber dass man meine Behinderung nicht größer und nicht kleiner macht, als sie ist. Ich möchte, dass man mich nicht als „die Hörgeschädigte“ kennt, ich möchte nicht der kleine Paradiesvogel sein, ich möchte nicht die sein, die anscheinend immer eine Extrawurst bekommt. Ich möchte, dass die Leute mehr von mir sehen, als nur meine Hörschädigung, ich will mehr als nur dieser Teil von mir sein.

Ich möchte einfach nur ich sein.

Ich möchte das bekommen, was mir das Leben erleichtert. Ich möchte nicht anderen Menschen auf die Nerven fallen, ich möchte nicht, dass sich irgendjemand ungerecht behandelt fühlt. Ich möchte mich nicht in den Vordergrund drängen oder mich aufspielen, ich möchte meine Behinderung nicht in den Vordergrund stellen.   

Aber ich möchte auch nicht still sein, ich möchte das, was mein Recht ist. Und ich möchte am allermeisten, dass man mir dieses Recht gern zusteht, nicht aus einer Pflicht heraus, nicht aus irgendeinem Mitleid, sondern weil das für eine moderne, soziale [inklusive] Gesellschaft selbstverständlich sein muss. Ich möchte nicht darüber nachdenken, was ich verlangen darf, ja eigentlich will ich gar nicht verlangen müssen. Ich möchte nicht schweigen, nicht still Missstände hinnehmen und mich nur für mich alleine ärgern.

Ich möchte fähig sein jedem Menschen auf gleicher Augenhöhe zu begegnen und ich möchte das Richtige tun. Ich möchte gerne nicht immer nur das sehen, was ich nicht kann und nie können werde, sondern ich möchte stolz auf mich sein können. Ich möchte, dass andere stolz auf mich sein können. Ich möchte stark sein, ich möchte selbstbewusst sein und ich möchte mich nicht verstecken. Ich möchte nicht scheitern und ich möchte, dass ich nicht mehr so hohe Ansprüche an mich stelle.

Ich möchte nicht nur fordern, fordern, fordern, sondern auch geben. Ich möchte, dass ich Menschen etwas geben kann und nicht nur nehmen kann, ich möchte gerne jedem Einblick in meine Welt gewähren. Ich möchte kein verbitterter Mensch werden, ich möchte nicht hart sein, sondern ich möchte offen und tolerant sein, aber ich möchte auch nicht alles hinnehmen.

Ich möchte einfach als Mensch genommen werden.

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