Als Hörgeschädigte begegnen einem solche Situationen des Öfteren: „Ist
nicht so wichtig“, „War nicht so wichtig“, „Ist egal.“, „Wirklich, es war nicht so wichtig“ ... wie oft habe ich diese Sätze bereits gehört? Ich kann es nicht mehr zählen.
Ich habe mich oft über diese eigentlich doch sehr kleinen Sätze geärgert und mich auch davon verletzt gefühlt. Meistens meinen es die
betreffenden Personen in diesem Moment noch nicht mal böse – aber trotzdem: Ist
es denn nicht meine Entscheidung was für mich in diesem Moment wichtig ist?
Ich wünsche mir, dass ich es allein schaffen könnte, in Gruppen alles zu verstehen. Aber so gerne ich das auch hätte, ich kann es oft
einfach nicht. Ich kann es nicht, egal wie sehr ich mich bemühe. Und ich kann
euch sagen, das ist unglaublich frustrierend, wenn man in diesen Momenten an
seine Grenzen stößt. Jedes Mal wenn ich etwas nicht richtig mitbekomme, wird
mir meine Abhängigkeit zu den Hörenden bewusst. Meistens versuche ich mir nicht
ansehen zu lassen, wie sehr ich doch von meinen Mitmenschen abhängig bin – aber
das „Nicht so wichtig“ macht mir diese Abhängigkeit sehr deutlich. Es ist ein
Gefühl der Bevormundung oder abgestempelt zu werden, als eine, die sowieso
nichts mitbekommt.
Es ist ein bisschen so, dass die Menschen um mich herum entscheiden
können, was ich von den Gesprächen verstehe. Sie sind Richter darüber, wie viel
ich mitbekomme, im Kleinen wie im Großen. Ich kann dafür kämpfen, soviel wie
möglich zu verstehen, aber eine Wahl,
die habe ich nicht wirklich. Manchmal bin ich es wirklich unglaublich müde,
immer den Gesprächsfetzen hinterher zu jagen, die ich verpasst habe.
Meistens meinen die Hörenden es ja nicht böse … aber ich frage mich
oft, wie ich auf ein solches „Nicht so wichtig.“ reagieren soll. Die Sache auf
sich beruhen lassen? Oder lieber doch nachhaken und sich in Gefahr begeben
dabei lächerlich zu erscheinen? Vielleicht einfach sagen: Für dich mag es nicht so wichtig erscheinen, aber für mich ist es
wichtig.
Es ist doch mein Recht nachzufragen! Auf keinen Fall möchte ich eine
Belastung für meine Umwelt sein, aber, bitte Leute, kostet es denn so viel Mühe
mich darüber aufzuklären, was los war?
Liebe Weltenwandlerin,
AntwortenLöschenich bin schon vor längerem auf deinen Blog gestoßen und habe die meisten deiner Einträge schon gelesen. Danke, dass wir an deinem Leben teilhaben dürfen. Ich bin Lehrerin für Gehörlose (auch Gebärdensprachdolmetscherin) und unterrichte in diesem Jahr in der Abschlussklasse das "Fach" - Identitätsarbeit. Ich spreche dort mit den Schülern über "die Welt da draußen", über das was oft frustrierend sein kann. Ich möchte die Schüler dabei unterstützen "Experte in eigener Sache zu werden", denn die Hörenden wissen viel zu wenig über Euer Thema. ....und dabei werde ich auch Texte aus deinem Blog verwenden... Du bringst so vieles auf den Punkt. Ich bin seit 30 Jahren in diesem Bereich tätig, habe auch viel Privatkontakt mit Gehörlosen und Schwerhörigen und höre überall die gleichen Geschichten.. Ja, ihr braucht ein sehr sehr dickes Fell im Alltag und von deinen Erkenntnissen mögen meine Schüler profitieren. Vielleicht meldet sich mal einer/ eine von ihnen??? Alles Gute und liebe Grüße Annegret